"Falsche Aussichtstürme"

Der Harz ist schon seit langem ein beliebtes Wanderareal. Erst kamen vorwiegend Künstler und dann eroberte das Bürgertum den Harz als Sommerfrische und Ort der Erholung. Nach und nach wurden auf Bergkuppen, mit der Möglichkeit der weiten Aussicht, Türme errichtet. Meist war der Harzklub der Initiator.
Heute gibt es aber auch Aussichtstürme, die zwar zu ihrer Entstehungszeit schon eine hervorragende Fernsicht boten, aber nicht zur Freude der Bevölkerung errichet wurden. Sondern zu ihrem Schutz.
Im 14. und 15. Jahrhundert hatte die Feldflur von Quedlinburg einen Umfang von rund 42 km. Die Ländereien reichten vom Harzrand bis weit in das Harzvorland. Innerhalb der Grenze gab es außer dem Damenstift und der Stadt noch viele kleine Dorfstellen, die heute alle wüst sind und zum Teil nur noch als Flurnamen existieren. Nur Ditfurt ist als Dorf übrig geblieben.
Um sich gegen räuberische Überfälle zu schützen bzw. Diebstähle in großen Umfang zu vereiteln, wurde ein System von Feldwarten und Landwehren angelegt. Es wird davon ausgegangen, dass um die Feldflur herum wenigstens 11 Feldwarten gestanden haben. 6 sind teilweise erhalten. Die Warten waren alle mit Landwehren verbunden. Also Graben- und Wallanlagen mit zusätzliche Sicherung aus Dornenhecke und größerem Wurzelwerk. Eindringlinge fanden zwar immer einen Weg, aber der Abtransport von Viehherden und anderem Diebesgut wurde meist von den Warten aus schon frühzeitig erkannt. Sie alarmierten dann die städtischen Sicherheitskräfte und die nahmen die Verfolgung auf.
Im lauf der Zeit verloren aber die Landwehren und Feldwarten ihre Bedeutung und waren dem Verfall preisgegeben. Im 19. Jahrhundert gab es eine Regierungsverfügung zum Schutz von Baudenkmälern. Auf dieser Grundlage setzten sich Landrat Weyhe und Bürgermeister Dr. Brecht für den Erhalt und Restaurierung der Warten ein. In diesem Zusammenhang wurden damals schon die Altenburg- und Steinholzwarte zu Aussichts-
türmen umgebaut.
Von den 6 noch vorhandenen Warten sind die "Ilenstedter Warte" nur noch als Halbschale zu sehen und der "Lethturm" nicht für Besucher zugänglich.
Etwas abseits der Landstraße von Quedlinburg nach Gernrode erkennt man, von Buschwerk leicht verdeckt, die "Bicklingswarte". Der Rundblick reicht ein weites Stück den Harzrand bis zur Roßtrappe und, je nach Wetterlage auch weiter, entlang. Dann sieht man noch Quedlinburg. Der langgestreckte Hügel im Vordergrund sind die Seveckenberge und oben drauf, gut zu erkennen, die "Seveckenwarte".
Die "Seveckenwarte" bietet neben dem Harzpanorama eine hervorragende Sicht hinaus in das Harzvorland. Das linke Bild zeigt die Warte und ihr Umfeld Anfang der 1970er Jahre. Der große, langgestreckte ehemalige Kalkbruch konnte noch eingesehen werden. Zu erreichen ist die "Seveckenwarte" zu Fuß von Badeborn aus. Von Quedlinburg führt ebenfalls ein Weg dort hin und auf der Zufahrtsstraße zum Gut "Gersdorfer Burg" geht es mit dem Auto schneller.
Von der "Steinholzwarte" hatten damals die Wächter die Möglichkeit den "Regenstein" im Auge zubehalten. Stadt und Stift in Quedlinburg hatten mit den Regensteiner Grafen so ihre Problem. Da wa es gut, wenn man sie schon von Weitem beobachten konnte.
Auch die Restaurierung der "Alteburgwarte" hat viel Arbeit gemacht und viel Geld gekostet. Leider ist nur eine kleine Sichtachse frei und die Stad Quedlinburg zu sehen. Die Warte steht im Naturschutzgebiet und darum ist es nicht möglich für eine gute Rundumsicht zu sorgen.
Der Aufstieg beginn an der Straße nach Warnstedt, gleich hinter dem Tierheim. Oben angekommen, hat man in vegetationsarmen Jahreszeiten die Möglichkeit den Blick auf Quedlinburg zu erahnen den schon "Wilhelm Steuerwald" in einem Gemälde fest gehalten hat.
Ein paar Schritte von der warte entfernt steht eine "Dennert-Tanne" mit dem Hinweis auf das alte Stein-
kohlenbergbaurevier. Neben dem Weg hinunter zur Straße sind noch die Reste der halden und Schächte zu sehen. Links geht es zurück nach Quedlinburg. Auf der Bodeseite führt ein kleiner Weg zu einer Bank. Die steht neben dem Mundloch des ehemaligen Entwässerungsstollen des Reviers.
Auch die Regensteiner Grafen hatten an ihrer Grenze Türme stehen. Der "Austbergturm" bei Benzingerode wurde restauriert und ist heute ein Aussichtsturm. Der Blick geht geradewegs zum Regenstein. Links auf dem Kegel stand die Heimburg. Auch eine regensteinsche Besitzung und heute ein Aussichtspunkt.
Betreut werden die Warten von Quedlinburg durch den "Wartenverein Quedlinburg e. V."

"Der "Austbergturm"

Der Turm wurde um 1200 von den Regensteiner Grafen errichtet. Er diente als Beobachtungs- und Signalturm im Sicherungssystem der "Grafschaft Regenstein".
Von 2006-2008 wurde er saniert und dient nun als Aussichtsturm und ist frei zugänglich..
Die Aussicht reicht über Wernigerode rechts weit am Harz entlang. Oberhalb der Stadt ist der Brocken zu sehen.
Links, entlang der Hügelkette ist der markante Felsen des "Regenstein" zu sehen.

"Der "Sudmerbergturm"

Der lukrative Bergbau am "Rammelsberg" machte die Stadt "Goslar" reich. Sie galt es aufwendig zu schützen. Neben einer starken Stadtbefestigung war es notwendig außer-
halb noch eine Möglichkeit zur Umlandbeobachtung und Signalgebung zu haben. Eine freie Sicht von den Stadttürmen in das Harzvorland war wegen der vorgelagerten Hügel nicht möglich.
Der Vorgängerbau soll im 15. Jahrhundert noch aus Holz bestanden haben. Er wurde dann durch einen aus Kalkstein, hier vom Sudmerberg ersetzt.
Zum Glück hat der Turm heute nur noch einen touristischen Zweck. Als Beobachtungs-
turm in das Harzvorland ist er nicht mehr geeignet. Der Baumbestand auf dem Berg ist schon zu hoch.
Links reicht der Blick vom unteren Klärteich des ehemaligen Bergwerks zur ehemaligen Erzverladestation. Das eigentliche Bergwerksgelände befindet sich hinter dem Bergrücken und das Erz wurde durch einen Tunnel nach vorn gefahren.
Rechts noch ein Blick über die großen Tore der Altstadt. Dann sind nur noch ein Teil der äußeren Stadtbetirke zu sehen. Der Rest des Umkreises sind nur Bäume.
Es gibt aber eine Stempelstelle der "Harzer Wandernadel".